Erinnerungen an Kurts Eltern und die traurigen Umstände seiner Geburt

– zusammengetragen von Adelheid Abjörnson (Nichte von Kurt Möller) unter Zuhilfenahme von Hildegunds Erinnerungen –

Kurts Vater ist Wilhelm Johann Karl Möller (geb. 21.4.1872 Plennschütz, verheiratet 1. am 21.5.1902 in Crefeld mit Elisabeth Moeller, 2. am 10.10.1917 in Berlin mit Agnes Moeller, gest. 29.10.1956 in Rackith).

Kurts Vater Wilhelm als Kind
Kurts Vater Wilhelm als Kind

Wilhelm verbrachte seine Kindheit in Plennschütz, ab 1879 in Holdenstedt. Sein Vater Hugo gab ihm ersten Unterricht. Zur Vorbereitung auf Schulpforta besuchte er 1/2 Jahr eine Schule in Bad Kösen und wohnte in dieser Zeit bei seinem Großvater Wilhelm, der dort im Ruhestand lebte. Später folgte ein Theologiestudium in Halle, Erlangen und Magdeburg, Predigerseminar in Wittenberg, Kandidatenjahr in Bethel, Studieninspektor am Predigerseminar in Soest, Hilfsprediger in Merseburg, 1902 Diakonus in Schlieben, 1905-06 beurlaubt zum Studium orientalischer Sprachen, darauf Lizentiatentitel in Greifswald, 1907 Pastor in Apollensdorf, seit 1912 in Rackith. 1914 für drei Monate als Mitglied des Deutschen evangelischen Instituts für Altertumswissenschaften in Palästina und Ägypten. Weitere Informationen zur beruflichen Karriere von Kurts Vater sind im ausführlichen Lebensbild Pastor Wilhelm Möller zu finden.

Kurts Mutter Elisabeth Möller geb. Moeller als Kind
Kurts Mutter Elisabeth Möller geb. Moeller als Kind

Zu seinen Besuchen in Bad Kösen bei den Großeltern traf er manchmal auf seine Cousinen, besuchte die Verwandten dann auch in Crefeld, verlobte und verheiratete sich schließlich mit Margarete Bertha Elisabeth Moeller (geb. 27.7.1880 in Elberfeld, gest. 27.7.1908 in Apollensdorf).

Elisabeth Moeller mit wundervoll geflochtenem Zopf
Elisabeth Moeller mit wundervoll geflochtenem Zopf

Er beschreibt dieses Kennenlernen und die Ehejahre mit ihr in seinen Aufzeichnungen für seine Kinder bald nach ihrem Tod. Sie hatten vier gemeinsame Kinder: Margarete geb. 1904, Lisbeth geb. 1905, die Zwillinge Hans und Kurt geb. 1908.

Hildegund berichtete von Briefen, in denen Elisabeth ihrer Mutter über ihre junge Ehe berichtete. Sie war traurig darüber, dass ihre Schwester Trude schon bald ein Kind bekam während sie selbst warten musste.

Elisabeth und Wilhelm Möller mit ihrer ersten Tochter Grete im Sommer 1904 in Schlieben
Elisabeth und Wilhelm Möller mit ihrer ersten Tochter Grete im Sommer 1904 in Schlieben

Sie erzählte von Freuden und Sorgen mit den kleinen Töchtern, beschrieb ihre Angst in der dritten Schwangerschaft, die so ganz anders verlief als die vorherigen, und den Trost ihres Mannes, dass dies doch durchaus biblisch wäre, also nicht falsch laufen könnte.
Es gab dann eine Frühgeburt (zwei Wochen). Den Sohn Hans hat die Mutter noch erlebt. Kurt wurde nach ihrem Tod geholt. Der Arzt sagte zum unglücklichen Wilhelm, dass er fürchte, dass die Frühchen ebenfalls nicht am Leben bleiben würden. Zum Glück gab es in der Nähe eine anpackende Frau, Jakobäa Hildegonda, die Frau des Ziegeleibesitzers. Sie fuhr umgehend nach Halle zur Universität und besorgte Muttermilch. Sie bemühte sich auch erfolgreich um eine Amme (Frau Kossa?). Die blieb ein Jahr bei den Kindern. Als sie fortging, bekamen die Jungs Durchfall.
Die väterliche Großmutter Bertha geb. Kegel hatte ihren Witwensitz in Bad Kösen. Ihre Tochter (Tante) Bertchen wohnte bei ihr. Als Elisabeth bei der Zwillingsgeburt starb, gaben beide ihren Wohnsitz auf und zogen nach Apollensdorf, später nach Rackith. Sie übernahmen bis zur Wiederheirat von Wilhelm die Erziehung der mutterlosen Kinder.

Grete, Hans, Kurt und Lisbeth in Apollensdorf
Grete, Hans, Kurt und Lisbeth in Apollensdorf

Es gibt ein paar Andekdoten über Kurts Vater Wilhelm:

  • Auf seiner ersten Pfarrstelle ging es sehr knapp zu. Da verlor er bei Regen auch noch ein goldenes 10 Mark-Stück und fand es im Schlamm nicht wieder. Das bedeutete noch sparsameres Wirtschaften.
  • Wilhelm verabredete sich mit seinem Vetter, den er lange nicht mehr gesehen hatte, auf einem kleinen Bahnhof. Dort mussten beide zufällig umsteigen. Da ging er auf dem einen Bahnsteig hin und her. Auf dem gegenüber promenierte auch ein einsamer Herr. Keiner von beiden kam aber auf den Gedanken, auf die andere Seite zu gehen, bis der Herr pünktlich in den Zug stieg, mit dem der Vetter hatte abfahren wollen.
  • Im damals noch sehr abgelegenen Apollensdorf muss es gewesen sein, dass der Landbriefträger per Rad kam. Er übernahm gelegentlich auch Einkäufe in der Stadt und brachte sie am nächsten Tag mit. Da schwenkte er eines Tages von weitem eine Postkarte und rief: „Sie bekommen in zwei Stunden Besuch. Die Lende habe ich gleich mitgebracht.“
  • Die Palästina-Ägypten-Reise war ein großes Ereignis in Wilhelms Leben, gerade noch rechtzeitig vor dem ersten Weltkrieg. Da musste viel geplant werden. Der Haushalt wurde stillgelegt. Die Pflegegroßmutter und Bertchen ging in dieser Zeit zu ihren Geschwistern, die Zwillinge wurden zu den Großeltern („Großmama und Großpapa“) nach Bad Kösen gegeben. Die beiden Mädchen Grete und Lisbeth kamen in Pension zu den Opitztanten, zwei Damen, die sich ihren Lebensunterhalt verdienten, indem sie Schüler in Pension nahmen. Die beiden sollten weiter das Lyzeum in Wittenberg besuchen können. Das war dann am Abreisetag ein großer Aufbruch. Der Frühstückstisch konnte in der Eile nicht abgeräumt werden. Ein Kirchenältester bekam den Schlüssel und sollte für Ordnung sorgen. Er war auch jeden Tag im Haus, riss die Kalenderzettel ab, zog die Uhren auf. Die Reste in den Kannen und Krügen jedoch waren noch immer gedeckt, als die Familie schließlich zurückkam.
  • Aus Ägypten erzählte er folgendes: Natürlich besuchte er die Pyramiden. Dazu gehörte ein Ritt auf einem Kamel, dem Schiff der Wüste. Schiff stimmte für ihn insofern, dass er fast seekrank wurde. Aber zu Fuß gehen wie die Reisebegleiter durfte man nicht, weil der Ritt ja bezahlt war. Der Clou sei dann das Besteigen der Pyramiden gewesen: Je zwei Führer packten sich ein „Opfer“ an den Armen und herauf ging es im Galopp. Jede Gruppe versuchte mit ihren Reisenden zuerst oben anzukommen. Die verwitterten Stufen seien tisch- bis meterhoch gewesen. Der Muskelkater war mit im Preis.
  • Wilhelm fuhr einmal wöchentlich nach Wittenberg vermutlich ins Predigerseminar. Er ging dann zum Essen in den „Goldenen Adler“ und hatte dort auch ein Zimmer zum anschließenden Mittagsschläfchen gemietet.

    Kirche in Rackith
    Kirche in Rackith

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