Erinnerungen an die Verwandschaft von Kurts Mutter

– zusammengetragen von Adelheid Abjörnson (Nichte von Kurt Möller) unter Zuhilfenahme von Hildegunds Erinnerungen –

Kurts Großeltern mütterlicherseits waren Bertha geb. Gentzsch (geb. 21.3.1850 Artern, gest. 18.4.1924 Rackith) und Eisenbahnsekretär und Rechnungsrat Wilhelm Moeller (geb. 2.5.1846 Lissen, gest. 11.2.1926 Rackith).

Großvater Wilhelm Moeller (1846 - 1926)
Großvater Wilhelm Moeller (1846 – 1926)

An dieser Stelle ist ein spannender Einschub vonnöten: Kurts Großväter waren Halbbrüder. Während sein väterlicher Großvater Hugo Möller von der ersten Frau (Agnes geb. Helmershausen) seines Vaters Wilhelm Möller stammte, wurde Wilhelm Moeller (der Sohn) 18 Jahre später von der zweiten Frau (Friederike geb. Wahn) geboren. Dabei wurde sein Familienname auf Moeller verändert, um die Kinder der ersten von denen der zweiten Frau zu unterscheiden.

Wilhelm Moeller fand bei seinen Eltern Verständnis und durfte, als es ihm in Schulpforta nicht behagte, Gärtnermeister werden. Er wurde dann am 2.9.1870 bei Sedan verwundet. Die Verwundung heilte, jedoch konnte er keine schwere körperliche Arbeit mehr leisten. Als Kriegsentschädigung bekam er einen Posten bei der Eisenbahn. Seine Braut Bertha hielt zu ihm und die beiden heirateten am 19. Mai 1874 in Zeitz.

Großmutter Bertha Moeller geb. Gentzsch (1850 - 1924)
Großmutter Bertha Moeller geb. Gentzsch (1850 – 1924)

Das Paar bekam sechs Kinder: Agnes (geb. 1875), Margarete (geb. 1876), Gertrud (geb. 1978), Elisabeth (geb. 1880), Margarete (geb. 1882) und Wilhelm (geb. 1888).

Bertha geb. Gentzsch war sehr tüchtig, hatte ein gehöriges Selbstbewusstsein und konnte was aus sich machen. Sie gab den Kindern eine sehr moderne Ausbildung. Agnes wurde Lehrerin, Trude bekam eine künstlerische Ausbildung und machte anmutige Scherenschnitte und Buchillustrationen. Lisbeth lernte in Erfurt kochen und auf einer Handarbeitsschule nach eigenen Entwürfen zu sticken, Margarete war auf dem Lehrerinnenseminar, Wilhelm studierte Theologie.
Trude und Lisbeth machten Doppelhochzeit und bekamen außer der voll eingerichteten Küche kostbare Möbel, die Schlafzimmer massiv Eiche wie das Eßzimmer, dazu ein Damenzimmer in Nußbaum. Bei Tante Trude (verheiratet Schubring) in Berlin-Wedding sah alles wie neu aus.

Es gelang Wilhelm Moeller das Kösener Haus zu erwerben. Da hatte er endlich einen Garten. Das gesamte Grundstück mit dem Gasthaus Vorwärts (früher Salzmann) hatte dem Kurarzt Dr. Wahn gehört, der dort auch eine eigene Kurbadeanstalt und Zimmer für Kurgäste unterhielt.

Garten und Haus in Kösen
Garten und Haus in Kösen

Die armen Großeltern von Kurt verloren drei ihrer Kinder: Margarete an Miliartuberkulose, dann Lisbeth bei der Zwillingsgeburt von Kurt und seinem Bruder Hans 1908, den Sohn Wilhelm im Krieg 1915.

Kurt erzählte Hildegund von diesem Großvater Wilhelm Moeller folgende, vielleicht typische Geschichte: Großvater besaß einen Edison-Phonographen, Vorgänger vom Grammophon. Den hat sich Kurt heimlich geholt, damit gespielt und ihn kaputt gemacht, dann heimlich zurückgestellt. Der Großvater wußte sofort, wer es gewesen war. Kurt leugnete. Der Großvater ahnte wohl, dass dies aus Angst geschah. Er ließ es auf sich beruhen, kein Verhör, keine Meldung an den Vater. Da hat sich Kurt bis in die tiefste Seele hinein geschämt. Später hat er sofort jedes Malheur, das ihm passierte, auch im Beruf, umgehend gemeldet. Da wunderte sich sein Tutor, daß er als Studienreferendar sofort sagte, daß er Schaden an einem Physikgerät verursacht hatte.

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