– zusammengetragen von Adelheid Abjörnson (Nichte von Kurt Möller) unter Zuhilfenahme von Hildegunds Erinnerungen –
Kurts Großeltern väterlicherseits waren Bertha geb. Kegel (geb. 11.3.1833 Sollstedt bei Mühlheim, gest. 2.7.1917 Rackith/Elbe) und Pastor Hugo Möller (geb. 8.4.1828 Gröbitz bei Weißenfels, gest. 6.10.1902 Bad Kösen).

Hugo hatte mit 16 Jahren seine zweite Mutter, die Stiefmutter Friederike geb. Wahn, bekommen, nachdem seine Mutter Agnes geb. Helmershausen zwei Jahre zuvor gestorben war. Er ging in Schulpforta zur Schule und litt sehr im Internat. Seine Stiefmutter schrieb ihm sehr liebevoll und sentimental, wie damals Mode, und nannte ihn Herzens-Hugchen.
Hildegund hatte diesen Briefwechsel einst von Kurts Stiefmutter Agnes in Rakith zu lesen bekommen. Leider sind diese Briefe mit anderen alten vernichtet worden, als in Rackith Platz für den Nachfolgepfarrer Beate geschaffen werden musste.
Herzens-Hugchen wurde später Pfarrer in Plennschütz (1856 – 1879) und in Holdenstedt (-1894), erhielt 1894 den Roten Adlerorden 4. Klasse, lebte von 1894 – 1902 im Ruhestand in Kösen.

Bertha geb. Kegel, Kurts väterliche Großmutter, war die älteste Tochter einer fruchtbaren Pfarrersfamilie. Sie hatte als Kind schon viele Geschwister zu betreuen, war sehr bescheiden, bekam wohl auch eine recht bescheidene Aussteuer, wurde sehr geliebt von ihren Nichten und Neffen. Ihr Sohn Wilhelm beschreibt sie in seinem Lebensbild als fromm, frohsinnig und ausgerüstet mit gutem, natürlichem Verstand und warmer Herzensgüte.
Bertha und Hugo heirateten am 22.10.1856 in Großwenden.
Zehn Jahre waren sie kinderlos. Da starb in der Ephorie ein Pfarrersehepaar von sieben Kindern fort. Hugo und Bertha übernahmen 1865 die 14jährige Cölestine Geucke, später Tante Tinchen, Diakonisse und begabte Kindergärtnerin, Patentante von Adelheid Abjörnson. Ihre Lebensbeschreibung „Auf Pfaden des Segens – Ein Schwestenleben“ erschien 1931 im Verlag der Buchhandlung der Diakonissenanstalt Düsseldorf-Kaiserswerth. Sie beschreibt darin das Pfarrhaus in Plennschütz, den Wechsel nach Holdenstedt und das Leben mit den Geschwistern, denn bald darauf wurden noch eigene Kinder geboren: 1868 Adelheid, 1872 Wilhelm (Kurts späteren Vater), danach Ida, die als Kleinkind verstarb, 1878 Bertha.
Hugo Möller war neben seinem Pfarramt leidenschaftlich gern in seinem Garten beschäftigt und experimentierte. Da hat er junge Linden mit den Wurzeln nach oben, den Zweigen nach unten in die Erde gepflanzt, und sie wuchsen an. Hildegund und Kurt haben diese später als stattliche Bäume in Plennschütz bewundert.
Spaß hatte er auch an technischen Erfindungen. Tante Tinchen schreibt in dem genannten Buch: “ ‚Kinder‘, pflegte der Onkel öfter zu sagen, ‚wir leben in einer interessanten Zeit, da ist schon wieder eine Erfindung gemacht worden.‘ Da er selbst erfinderisch veranlagt war, vermittelte er uns alles mit großer Begeisterung. Das Perpetuum Mobile hatte er in seinem Kopf ganz fertig, es war ihm nur noch eine Frage der Zeit.“
Hugo war von zarter Gesundheit, besonders empfindlich der Magen. So mußte er wohl (nach Dr. Eisenbart) öfter den Schlauch schlucken, worin er große Fähigkeiten entwickelte und es zum Gruseln und zur Belustigung von Neffen und Nichten vorführte.
Bertha Kegel hatte vier Schwestern: Klara (Diakonisse), Ida, Rosalie (Röschen) und Emma, die abwechselnd im Sommer einige Monate in Plennschütz verlebten, auch halfen z.B. Röschen beim Umzug nach Holdenstedt.
Später lebten sie als unverheiratete Kösener Tanten in der Saalstraße in Kösen. Sie galten sogar bei Möllers als außerordentlich zickig, z.B. verstummten sie vor Scham als Kurt und sein Schwester Lisbeth erzählten, in der Saale geschwommen zu haben.
Berthas jüngster Bruder Theodor war der Probst Kegel, der in Schlieben lebte und wirkte mit deiner Frau, auch zu der Zeit, als Kurts Vater Wilhelm mit seiner jungen Frau Lisbeth (Kurts Mutter) dorthin ins Diakonat ging. Sie halfen den jungen Leuten mit Rat und Tat und verkehrten freundschaftlich. Abends spielten die Männer Schach und die Frauen schwatzten.
Probst Kegels hatten vier Kinder, u.a. Maria (Ria) und Hans. Beide lebten später in Naumburg als Pädagogen und nahmen 1946 Hildegund samt Familie liebevoll auf, als sie dort nach dem Zusammenbruch als Studienassessorin anfing, für die Familie eine neue Existenz aufzubauen.
Die Geschwister von Kurts Vater Wilhelm Möller (geb. 21.4.1872 Plennschütz, gest. 29.10.1956 Rackith/Elbe):
- Adelheid (geb. 18.5.1868 Plennschütz, gest. 7.5.1957 Kösen) verheiratete sich mit dem Zollamtmann Hermann Leitzmann und lebte in Kösen im Scheidbachhaus. Sie war ebenfalls eine Patentante von Adelheid Abjörnson.
- Bertha = Bertchen (geb. 12.3.1878 Plennschütz, gest. 1947 Kösen) galt als sehr zart und wurde dadurch regelrecht in ihrer Entwicklung gehindert. Immer wenn sie etwas probieren wollte, wurde es ihr untersagt: „Das kann Bertchen doch nicht.“ So wollte sie das Kösener Haus mieten und Zimmer an Kurgäste vermieten, damit ein eigene Existenz haben – aber das konnte Bertchen natürlich nicht, was sie recht bedrückte.
Wilhelm scheint sich gut mit seiner jüngsten Schwester verstanden zu haben. Er beschreibt in seinen Erinnerungn gemeinsame Unternehmungen und Bertchens Besuche in seiner jungen Ehezeit.Schwester Coelestine Geucke und Bertchen Möller im Sommer 1928 Später hatte ihre Mutter Bertha geb. Kegel ihren Witwensitz in Bad Kösen und Bertchen wohnte bei ihr. Als die Frau des Sohns/Bruders Wilhelm, Lisbeth, bei der Zwillingsgeburt (Kurt und Hans) starb, gab Mutter Bertha sofort ihre Freiheit und ihren Haushalt auf und zog mit Bertchen zum Sohn zum Helfen.
Bertchen starb 1947 an Knochenkrebs. Sie hatte schlimme Schmerzen, die als Ischias diagnostiziert wurden. Sie wurde von der Gemeindeschwester beschimpft, daß sie zu faul wäre, die verordneten Gehübungen zu machen. Eines Morgens wachte sie auf, weil ihr Bein im Bett gebrochen war. Sie kam nach Naumburg ins Krankenhaus und lag im Streckverband. „Wozu?“ fragte Hildegund den Arzt. „Um ihr die Hoffnung nicht zu nehmen“ war die Antwort. Sie strahlte Hildegund an: „Nun muß die Gemeindeschwester doch einsehen, daß sie mir Unrecht getan hat.“